Unser Batjuschka hat Geburtstag!

Lieber Vater Sergeij,

wir wollen es nicht glauben, aber die Zeit ist ein erbarmungsloser Faktor und eilt unaufhaltsam davon. So kommt es, dass wir mit einiger Verwunderung feststellen, dass Sie nun schon einundsechzig Jahre alt sein sollen. Wir glauben es eigentlich nicht. Weil aber Fakten sich kaum leugnen lassen, gratulieren wir Ihnen aufs herzlichste und wünschen, dass Gottes Segen auch weiterhin Ihren Weg begleiten soll.
Sie haben unsere Gemeinde mehr als zwanzig Jahre geführt und geleitet. Das allein ist schon ein beachtenswerter Verdienst, der aber wenig darüber aussagt, wie viel Großartiges Ihnen in dieser Zeit durch Ihre Arbeit und Fürsorge in der Gemeindearbeit gelungen ist.
Unsere Gemeinde wurde im Jahr 1942, also im Krieg unter den denkbar schrecklichsten Umständen von russischen Emigranten und todgeweihten sowjetischen Zwangsarbeitern gegründet. Diese armen Menschen ahnten kaum, dass sie mehrheitlich nach ihrer Rückkehr in die stalinistische Sowjetunion in die Hölle des Gulag geschickt wurden und dort vermutlich ums Leben gekommen sind. Allein diese Gründungsgeschichte lastet wie ein Trauma auch heute noch auf unserer Gemeinde.
Lange Zeit nach diesem schrecklichen Beginn führte die Gemeinde ein kümmerliches Dasein bis endlich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in größerem Umfang Russlanddeutsche in unser Land und somit auch in unsere Gemeinde kamen. Es ist Ihr Verdienst, dass viele dieser Menschen, von denen viele hier in der Region eine neue Heimat suchten, diese Heimat in unserer Kirche gefunden haben. Während nahezu alle kirchlichen Gemeinden in Deutschland über erheblichen Mitgliederschwund zu klagen haben, wuchs unsere Mannheimer Gemeinde unaufhörlich. Sie wächst immer noch. Es vergeht kaum ein Sonntag, an dem nicht fremde Menschen kommen, die sehr bald treue Mitglieder der Gemeinde werden. Sie kommen aus allen Schichten der Bevölkerung. Sogar junge Studenten und Akademiker finden ihren Weg in unsere Gemeinde. Dazu kommen die Familien mit Kindern, die die Zukunft unserer Gemeinde sind. Wir zählen schon seit vielen Wochen immer wieder die große Schar unserer Kinder, die Sonntag für Sonntag unsere Gemeinde besuchen. Es sind regelmäßig um die fünfzig junge Menschen zwischen null und vierzehn Jahren! Und wir stellen bei unseren jungen Frauen fest, die Quellen des Nachwuchses versiegen nicht.
Ältere Menschen, die zum Teil in prekären Verhältnissen leben, haben dank Ihrer beispielhaften menschenwürdigen Fürsorge in unserer Gemeinde einen festen Halt gefunden. Das heißt, alles in allem: unsere Gemeinde hat eine sonnige Zukunft. Das verdanken wir unserem Gott, der Sie, lieber Vater Sergeij zu seinem Werkzeug gemacht hat.
Deshalb wünschen wir Ihnen und uns, dass diese Verhältnisse noch sehr lange anhalten werden und geben zu, dass hinter diesem Wunsch auch eine gewisse Portion Egoismus steckt.
Gott segne Sie und schenke Ihnen noch viele Jahre genug Kraft, um unsere Gemeinde zu führen und zu leiten wie bisher. Das wünschen Ihnen im Namen der gesamten Gemeinde

Mannheim, 25.02.2017
Thomas

Februar 27, 2017