Über die Kirche
Die russisch-orthodoxe Gemeinde in Mannheim existiert seit mehr als einem halben Jahrhundert. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie von den politischen Flüchtlingen gegründet, die durch das kommunistische Regime der Sowjetunion verfolgt wurden sowie von den Arbeitern aus den okkupierten Gebieten, die im Mannheim Lager 1942 lebten.Mit Segen des Metropoliten Seraphim Erzpriester Michail Popov begannen im Februar 1943. Da die Gemeinde kein eigenes Gebäude hatte, fanden die Gottesdienste in einem der Baracken des Lagers statt. Vater Michail blieb im Dienst „bis zum“ Kriegsende – 1948. Das Leben der Kirche während des Krieges wurde von vielen Schwierigkeiten begleitet. Zum Beispiel, jedes Mal musste man eine spezielle Erlaubnis für die Gottesdienste beantragen. Erst nach dem Krieg wurde die Kirche als eine eigenständige Gemeinde offiziell registriert. Das erste Gemeindetreffen, an dem Erzpriester Nikolai Fomin und Feodor Tsernotsenko teilnahmen, wurde am 23. September 1945 einberufen. Erzpriester Nikolai Fomin wurde März 1947 zum zweiten Pfarrer und geistigem Vater der Gläubigen im UN-Lager ernannt, und blieb dort bis zu seiner Auswanderung 1951.
1950 — 1954 war Priester Ioan Tsarskij; 1954 -1956 Georgij Sokolov; 1956 Priester Hippolyt Semetei von der polnischen orthodoxen Kirche; In den folgenden Jahren dienten Timofej Kulesov und Wasilij Saltovets; ab Juni 1956 bis März 1958 Bischof Nathaniel (Lvov) und danach Erzpriester Feodor Trofimov. Bis März 1958 war er Diakon in München, dann zum Priester geweiht und für die Gemeinde Mannheim bestimmt.
Bis 1954 wurden die Gottesdienste im Schulgebäude des Liselotte-Gymnasiums durchgeführt. Dann wurde die Schule abgerissen. Der Verlust der Räumlichkeiten brachten die Gemeinde auf die Idee eine eigene Kirche zu bauen. Die Gemeinde fand dafür sogar ein geeignetes Grundstück in der Schwetzingerstrasse. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt, der lutherischen Kirche und der amerikanischen Militärführung wurde eine kleine Holzkirche errichtet. Am 20 September / 3. Oktober 1954 wurde die Kirche von Erzbischof Alexander geweiht. An der Feier nahmen alle genannten Helfer teil. Die Unterstützung durch die amerikanischen Streitkräften in Deutschland erklärt sich dadurch, dass einige Mitglieder der amerikanischen Familien auch Mietglieder der orthodoxen Kirche waren.
Damals bestand die Gemeinde aus etwa 250 Gemeindemitgliedern. Es gab eine Kirchenschule, in der das Wort Gottes, die russische Sprache, Geschichte und Literatur unterrichtet wurden. Jedes Jahr wurde für die Kinder eine Weihnachtsfeier organisiert. In den 50er Jahren waren viele Gemeinden und Kirchen geschlossen oder die Gottesdienste wurden selten abgehalten. Deshalb besuchten die Kirche in Mannheim immer mehr Gläubige aus Ludwigsburg, Heidelberg Speyer und Lampertheim.
Bis 1956 blieb die Pfarrei in der Schwetzingerstr. Aber im Jahr 1961 wurde der Mietvertrag gekündigt, da die Stadt das Grundstück brauchte. Der neue Standort für die Kirche wurde im selben Jahr gefunden. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung erhielt die Gemeinde ein Grundstück in der Gärtnerstrasse zur Pacht. Das Gebäude war eine ehemalige Tischlerei, die der Stadt gehörte. Nach einer gründlichen Umstrukturierung wurde daraus eine Kirche, die am Festtag des 6. Dezember 1965 von Erzbischof Alexander zusammen mit Priestern aus München, Stuttgart und Frankfurt geweiht wurde. Der Gottesdienst wurde von den Vertretern der Stadtverwaltung, der Lutherischen Kirche und der Öffentlichkeit besucht. Seit den 90er Jahren war Erzpriester Miodrag Glisich als neuer Priester in Mannheim ebenso für die Gemeinde in Baden-Baden verantwortlich. Seit Mai 1994 und bis zum heutigen Tage ist Erzpriester Sergy (Manoshkin) der geistiger Vater der Gemeinde. Einen riesigen Beitrag zur Entwicklung und Wartung der Gemeinde haben Woltschenko W.P. und seine Frau Vera geleistet. Woltschenko W.P. war seit vielen Jahren ein Kirchenältester der Gemeinde und Chordirigent. Später wurden zum Kirchenältesten Alex Morgun und danach Boris Hoffmann gewählt.
Heute wächst die Gemeinde und erweitert sich durch die Spätaussiedler, Studenten, die nach Mannheim aus vielen Ländern der Welt kamen, sowie durch eine «Mini-Baby-Boom» — einer erheblichen Anzahl von Kindern in den jungen orthodoxen Familien. Damit ist die Gemeinde zum natürlichen Zentrum der russischen Kultur in Mannheim geworden. Natürlich sieht unser Gemeindeleben anders als im ehemaligen Heimatland. Viele müssen ja in der Tat von 30 bis 100 km fahren. Das gemeinsame Essen -Agapa- nach dem Gottesdienst wandelt sich durch die Bemühungen von unserer Mutter Helen und der Gemeindemitglieder in eine große Mahlzeit. Während dessen können sich die Brüder und Schwester miteinander unterhalten und sich weiter geistlich entwickeln. In der Regel sind die Leute auch außerhalb der Kirche miteinander in den freundschaftlichen Beziehungen. Nach dem Mittagessen beginnt die Sonntagsschule, in der drei unterschiedliche Altersgruppen die russische und die altkirchenslawische Sprache und die Bibel das Gottessesetz kennenlernen. Der größte Teil des Sonntags vergeht im Lernen und in der Kommunikation.
Für die geistige Weiterentwicklung hat die Gemeinde eine kleine Bibliothek gegründet, die ständig mit neuen Büchern spiritueller Inhalte erneuert wird.
So, mit Gottes Hilfe, leben und gedeihen unsere Orthodoxen im Südwest Deutschlands.